Diese Seite enthält meine ganz persönlichen Erfahrungen und Ansichten zu bestimmten Themen. Gut möglich, dass Sie völlig gegensätzlicher Meinung sind oder Sie durch Ihren beruflichen Hintergrund andere Lehransichten haben. Lesen Sie Sie hier also bitte nur weiter, wenn Sie an einer anderen Ansicht interessiert sind. Vielleicht können Sie ja für sich etwas Hilfreiches hier entdecken.
Stress - Stressbewältigung Meiner Erfahrung nach stammen fast alle Ratgeber, Broschüren und Hefte von Menschen, die zwar fachlich hochqualifiziert sind - aber noch jung und wenig lebenserfahren, nicht selbständig tätig und bezüglich der beratenen Berufsfelder völlig ohne praktische Erfahrung. Dabei kommen dann leider Ratschläge heraus die oft richtig sind - über weite Teile aber unrealistisch teuer oder auch praktisch undurchführbar.
Bevor ich mich vollständig dem Bereich Arbeitsschutz zuwandte war ich fast 30 Jahre überwiegend selbständig - unter hohem wirtschaftlichem Druck, hohem Qualitätsdruck und hohem Zeitdruck tätig. Ich habe es immerhin bis zum sozial losgelösten workoholic geschafft, das ging wie von selbst. Das "Abgewöhnen" war und ist viel schwieriger.
Stress Es gibt den Eu-Stress - den guten Stress. Sie haben viel um die Ohren, müssen sich sehr beeilen, haben die Sache aber bestens im Griff. Die Sache klappt - Sie freuen sich ! Das ist der gute Stress, den dürfen Sie gerne behalten. Ich mag Eu-Stress, besonders wegen der Erfolgserlebnisse danach. Das kann das Erlernen einer neuen Technik im Beruf sein oder das Bewältigen einer schwierigen Aufgabe.
Dann gibt es den "Aua"-Stress (der heisst nicht wirklich so). Sie haben viel um die Ohren, schaffen es mit Hängen und Würgen. Tun es ungern. Häufig können Sie nichts Neues, Tolles oder Spannendes schaffen sondern verbrauchen Ihre Energie vollständig in der Schadensvermeidung oder Schadensbegrenzung. Für neue tolle Aktivitäten bleibt keine Zeit mehr. Zeit und Energie reichen nur noch für das Nötigste. Sie fühlen sich ausgebrannt - burn out syndrom - hängen ewig hinterher - können nichts mehr für sich selber tun - fühlen sich nicht gut genug etc.... Sie haben das Gefühl Sie kommen nicht weiter sondern drehen sich wie ein Kreisel mit hoher Geschwindigkeit komplett auf der Stelle. Besonders übel ist das, wenn es nichtmal an Ihnen liegt sondern Ihnen von anderen Personen die Arbeit immer wieder zerstört wird und das Ganze dann sinnlos wird.
Zunächst einmal: Sie sind überhaupt nicht alleine damit, auch wenn Ihre Kunden (ausser den Jammerlappen) nicht davon sprechen. Viele Menschen zwischen 40 und ca. 55 sind damit konfrontiert, dass es so wie bislang nicht mehr weitergeht, egal aus welchem Grund. Hier spielen schwere Krankheiten, schwere Einschnitte im privaten Bereich oder der Verlust der Arbeitsstelle oder der Selbständigkeit eine große Rolle.
In der Regel erhalten Sie folgende Ratschläge: mach doch mal ein Wellness-Wochenende, geh doch heut mal früher ins Bett, mach doch regelmässig lange Spaziergänge geh mal zum Yoga und lerne Entspannungsübungen.
Vielleicht können Sie mit solchen Maßnahmen so manches überbrücken und funktionieren so ein bisschen länger - aber eine Lösung ist das auf keinen Fall.
Ich würde sagen: man kratzt am Symptom, statt dass man die Ursache sucht und abstellt.
Halten Sie es mit den 68erigern. "Mach kaputt was dich kaputtmacht" !
Mein persönlicher Rat: analysieren Sie Ihren aktuellen Stand, mit allem pro und kontra, was finden Sie noch gut, was ist absolut Sch... ?
Tun Sie dies unbedingt schriftlich !!! Im Tagebuch, auf grossen Blättern - wie auch immer. Nehmen Sie sich 3 Stunden Zeit und schreiben Sie sich alles von der Seele, was Sie im Leben stört. Ich persönlich landete häufig bei einer Tabelle. Die hat sogar bei meiner zeternden Mutter funktioniert.
Schriftlich ist wichtig, weil es Sie zur geistigen Ordnung anhält. Sie können nicht vor sich hin lamentieren, sondern sie müssen sauber schriftlich formulieren. Damit benennen Sie das Problem aber auch genau. Ausserdem verhindert es das "Kringel"-Denken. Ihre Gedanken können sich sinnlos im Kreis bewegen, Ihre Tabelle oder Ihre Erzählung kann das nicht. Da merken Sie, dass Sie sich wiederholen (Platte mit dem Sprung).
Wenn Sie Ihre Klage-Liste fertig haben, schreiben Sie genauso viele Sachen in die Liste, die in Ihrem Leben gut laufen. Suchen Sie so lange bis Sie genügend viele Punkte gefunden haben - glauben Sie mir es gibt so viele. Wenn man zu viel Sorgen hat, sieht man nur noch die Probleme .... und nicht mehr all die anderen Dinge über die man froh und dankbar sein kann.
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Ihre Probleme angehen können.
Sollten Sie sagen, ich gehe meine Probleme nicht oder noch an, weil meine Liste ist noch nicht fertig - dann wollen Sie ohnehin keine Lösung. In 3 Stunden hat jeder seine Klage-Liste fertig.
"Geh mir weg mit Deiner Lösung. Das ist der Tod für mein Problem"
Die Listen-Lösung Nehmen Sie doch einfach mal die Liste, soweit sie diese an einem Tag bekommen, und beackern zunächst diese Punkte.
Um die guten und schönen Dinge müssen Sie sich erstmal nicht kümmern. Nehmen wir mal Dinge die Sie nicht mögen. Machen Sie eine Tabelle daraus. In die erste Spalte kommen Dinge die Sie nicht gerne tun oder stören und nerven. Schreiben Sie aber unbedingt auch einige Dinge hinein, die zu Ihrem ganz normalen Alltag gehören und völlig banal erscheinen. Das brauchen wir noch zur Relativierung der Bewertungen.
Dann schreiben Sie jeweils in die nächsten Spalten: macht es Spass ?! bringt es Geld ?! hat es eine Prognose ?! werde ich es los ?! was passiert schlimmstenfalls, wenn ich es nicht tue ?!
Hier folgen einige Beispiele aus meinem Leben
Problembewertungsliste
Was ist es ? |
macht es Spaß ?! |
bringt es Geld ? |
hat es eine Prognose ? |
werde ich es los, wenn ja, an wen ? |
was passiert schlimmstenfalls ? |
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mal wieder Frau Müller am Telefon mit ewig den gleichen Fragen |
nein |
nein, nicht mehr |
nein, es wird sich nichts ändern |
ich überweise Frau Müller zu einem anderen Dienstleister |
üble Bewertung meiner Praxis durch Frau Müller - ich muss es also geschickt anstellen |
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Zähne putzen |
nein |
nein |
ja ! ich behalten meine einen Zähne |
nein |
ich putze lieber weiter, sonst verliere ich meine Zähne |
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Balkongeländer streichen mit dem cholerischen Lebensgefährten |
nein |
es spart 200 Euro |
ja, das Geländer bleibt |
ich hole mir einen Maler und erspare mir stundenlanges Gezeter |
Kurt ist beleidigt - das macht aber nichts. Ich gehe mit ihm Wandern, dann ist es wieder gut |
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Hunde operieren |
riesigen Spaß ! |
ja, tut es |
ich werde besser und besser |
na, das will ich unbedingt weiter machen |
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Kinder zum Sport fahren |
nein |
nein |
ja, Kinder sind fit und gesund |
ich könnte doch mal darauf bestehen, dass andere Eltern auch fahren und nicht immer nur ich. Ich suche eine Sportart, die die Kinder mit dem Rad erreichen, dann ist es eben nicht Klavier oder Tennis, sondern erstmal Turnen und Schwimmen. Das andere können sie auch noch später im Leben lernen |
eigentlich nichts, Kinder maulen - tun sie aber sowieso |
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Müll runter bringen |
nein |
nein |
der Müll fängt an zu stinken |
da müssen meine Kinder nun doch endlch mal regelmässig diese Aufnahmen erledigen |
längere harte Verhandlungen, aber ich werde es schaffen |
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die Freundinnen meiner Frau nach dem Skat nach Hause fahren, obwohl ich morgens Frühschicht habe |
nein |
nein |
meine Frau findet mich nett |
da muss halt mal ein anderer Gatte ran, Die Spielgruppe geht ins Gasthaus, ich verlege meine Autofahrbrille oder den Schlüssel und kann nicht.... |
meine Frau nimmt eine Taxe und die anderen Damen kümmern sich selber um den Rückweg |
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Ich komme nicht dazu Buchhaltung zu machen, weil der Bruder meines Mannes im Büro im Internet surft |
nein |
nein |
es schadet dem Betrieb |
Bruder Nutzungsverbot erteilen, falls das nicht möglich ist: einen weiteren Komputer kaufen und den Bruder in den Nebenraum verbannen |
Bruder zetert und surft zuhause |
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Ich kann meine Aufgaben nicht erledigen, weil die Kunden gerne ein nettes Schwätzchen an meinem Bürotisch halten und sich dazu gemütlich hinsetzen |
manchmal |
nein, aber Kundenbindung |
Autowerkstatt gilt als sozial kompetent |
Keine Stühle direkt vor dem Schreibtisch, Schreibtisch vor eine Wand. Gespräche nur noch im Stehen am Counter |
gleich eine kleine Renovierung damit verbinden, Kunden-Stühle in eine andere Raumecke stellen und die Änderung als Verbesserung verkaufen |
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Stimmt, Sie haben Recht !
So kann man nicht alle Lebensprobleme lösen - aber viele. Bedingung ist aber: man muss die Probleme erstmal sehen. Und dann in kleinen Schritten Lösungen suchen.
So wird man sich doch an etlichen Stellen Erleichterung verschaffen können. Große, komplexe Problem brauchen oft auch rigorose Lösungen und die beanspruchen einfach auch Zeit.
Visionärs-Methode Eine weitere Stress-Bearbeitungs-Variante ist die Visionärs-Methode. Bitte tunlichst wieder schriftlich. Sie wissen, wegen dem "Kringel"-Denken.
Folgende Fragen wären zu beantworten:
- Wie will ich leben - alleine, mit Patner, mit Kindern, mit Tieren ?
- Welche Freunde und wieviele will ich haben ?
- Wo will ich leben - hier, Stadt, Land, eigenes Haus,
als Dauer-Camper rund um die Welt ?
- Welchen Beruf werde ich /würde ich gerne ausüben ?
- Was für ein Einkommen werde/will ich haben ?
- Welches Hobbies werde/möchte ich ausüben ?
- Wie wird es mit meiner Gesundheit aussehen ?
- Was will ich im Leben unbedingt noch erleben ?
- Was möchte ich unbedingt noch lernen ?
- Was werden die Leute über mich sagen, wenn sie in etlichen Jahren
an meinem Grab stehen ? und Bin ich damit zufrieden ?
Nun betrachten Sie die Fragen:
- Wo werde ich in 5 Jahren, in 10 , in 15 Jahren sein, wenn ich so weiter mache ?
- Wo würde ich denn gerne hinwollen ?
Sie werden dann feststellen, dass viele Sachen unabänderlich sind - es sei denn, Sie nehmen Ihr Herz in die Hand und ändern ganz entschieden Ihre Situation.
Nur Mut ! Mit ein wenig Sachzwang von aussen ist sogar mir dies bestens gelungen und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Ich hoffe, Ich konnte Ihnen eine kleine Anregung für Ihren Alltag geben und wünsche Ihnen Mut zur Veränderung.
Lieben Gruss Ihre Dr. G. Baatz
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